Wo war ich stehen geblieben? Es laeuft so viel und ich komm gar nicht dazu ans "Internet" zu gehen. Wir sind ja von Shanghai aus direkt in den Staat Yunnan geflogen, genauer in die Stadt Lijiang, auch bekannt als "Souvernircity" (Zitat Susanne :-) Das auf "alt" getrimmte Staedtchen ist extrem putzig und in etwa so wie man sich das alte China vorstellt. Ausser, dass sich Shop an Shop reihen, es hat in der Altstadt nur Souvernierlaeden und Restaurants und zwar wirklich Haus an Haus. Ob hier in der Altstadt ueberhaupt Leute wohnen?? Also ich hab ganz viele Fotos von Lijiang aber da es ein bisschen muehsam ist die hier im Internet-Cafe raufzuladen verweise ich auf Google. Wer meine Photos sehen will muss sich bis im August gedulden.
Von Lijiang aus gings per Bus via Qiaotou zur Tiger Leaping Gorge, die Tigersprungschlucht (mehr zum Namen weiter unten). Diese Schlucht des Yangtze-Flusses (Jangtse auf Deutsch, zaehlt zu den groessten Fluessen Chinas und muendet bei Shanghai ins Meer) gilt als eine der hoechsten der Welt weil von den Bergspitzen (rund 5600m) bis zum Fluss etwa 3500 Hoehenmeter liegen. Natuerlich sieht man keine 3500m hohen Felswaende aber ueber 1000m sind sie locker und deshalb schon ziemlich eindruecklich. Es gibt dort etwas ueber dem Fluss eine Strasse durch die Schlucht und etwa 600 bis 1000 Hoehenmeter oberhalb der Strasse einen Wanderweg. Normalerweise macht man bei diesem beliebten Trek den einen Weg zu Fuss in zwei bis drei Tagen (gestresste Touristen machen es auch in einem Tag) und geht zurueck per Minibus auf der Strasse. Auch wir haben das so gemacht, haben uns aber drei Tage Zeit gelassen. Somit waren wir bei den langsamsten und wurden immer wieder von gestressten Backpackers ueberholt. Alle mussten uh schnell durch und dann schnell wieder woanders hin weil Bus, Flug, Zug, Auto, wasauchimmer schon gebucht und praktisch schon am warten war *grins* Die armen Touristen...
Wir liefen am ersten Tag 2h bis zum Naxi Family Guesthouse. Das Guesthouse wird von einer Naxi Familie (wie es der Name sagt :-) betrieben und war im Bezug auf Unterkunft der Highlight des Treks. Sehr sehr freundliche Familie, feines Essen, billige Doppelzmmer (70 Yuan=7 Euros mit super sauberem WC/Dusche) und es hatte nette Travellers dort. Zudem zogen die Wolken am spaeten Nachmittag ab und so hatten wir vom Esstisch aus einen super Blick auf die untergehende Sonne und die Jade Dragon Snow Mountain (rund 5600m hoch!). Wirklich toll.
Am naechsten Tag waren wir dann die Letzten die loszogen. Es ging rund 600 Hoehenmeter ueber einen Pass durch eine relativ naturnahe Landschaft. Auf der anderen Seite gings nach einem Knieschlotter-Abstieg wieder durch kleine Doerfer und Weiler und ueberall hat es immer wieder kleine Guest- oder Tea-Houses am Wegrand. Wir schliefen dann schlussendlich in der Half-Way-Lodge, welche wie der Name es suggerierieren koennte, aber nicht in der Haelfte der Strecke liegt sondern eher gegen Ende des Treks. Die Terasse der Lodge uebertraf jene des Naxi Guesthouses nochmals und so hatten wir einen direkten Blick auf eine 1000m oder auch 2000m Felswand gegenueber und den Yangtse Fluss unter uns. Allerdings war das Personal nicht ganz so freundlich wie am ersten Ort, hier gings ums Geld der Travellers und weniger um eine familiaere Atmosphaere.
Noch krasser war dieser Eindruck als wir am dritten Tag wieder runter auf die Strasse kamen (die wir nach weiteren rund 2h am dritten Tag erreichten). Zuerst schliefen wir in Seans Lodge, bei welcher gerade gebaut wurde und es deshalb ab 6 Uhr frueh laermig war und somit nix mit ausspannen und haengen. Wir zuegelten deshalb tags darauf zu Tina's Guesthouse das aber mehr einem Hotel-"Bunker" inkl. Kabel-TV etc. am Rand der Schlucht glich als einem Guesthouse. Voll kommerz halt... Dafuer beginnt bei Tina's Guesthouse gleich der 1-2h Abstieg bis ganz zur Schlucht runter. Das war sehr sehr eindruecklich und nebst dem Trek an sich sicher ein nicht zu verpassender Highlight dieser Region. Wenn man so 10 Meter neben dem tosenden Jangtse-Fluss steht, dann kommt man sich unendlich klein vor. Ein falscher Schritt und man ist wohl innert Sekunden zermantscht von der Kraft des Wassers.
Von da unten sieht man uebrigens auch warum die Schlucht Tigersprungschlucht heisst. Der Legende nach wurde ein Tiger von Jaegern in diese Schlucht gejagt. Mit einem gewaltigen Sprung an der engsten Stelle rettete sich der Tiger dann auf die andere Seite. Man sieht diese Stelle eigentlich erst richtig gut wenn man unten an der Schlucht steht und flussabwaerts schaut. Allerdings ist der Sprung von der Distanz her etwa so unglaubwuerdig wie unser Tellsprung. So hat jedes Land seinen Sprung :-) Rauf gings dann einen anderen Weg ueber abenteuerliche in den Fels geschlagene Wege und ueber lottrige Leitern. Der Hammer, aber nichts fuer schwache Nerven. Ein uns begleitender Amerikaner bevorzugte den steilen Abstiegsweg um wieder raufzugehen aber Daniel, Josiah und ich fanden es mega. Es gibt natuerlich auch ein Filmchen davon, aber ich werde jetzt nicht versuchen das hochzuladen :-)
Krass ist wie hier ueberall Marihuana waechst am Wegrand. Frauen mit kleinen Staendchen verkaufen auch kleine Saecklein mit Gras fuer ein paar Franken. Und als Josiah in einer Lodge einen Happy Tea verlangte (er sagte so haette sein Ice-Tea im Swiss-Flug nach Shanghai geheissen...) schaute mich die Frau die uns bediente unglaeublig an. "You really want a happy tea for your son???" und schallendem Gelaechter an unserem Tisch nach der Aufklaerung ueber den Inhalt dieses Tees gabs dann halt ein Pfefferminztee fuer Josiah. "Happy Tea", das war ab da unser gefluegeltes Wort fuer die weitere Reise...
Nach der Tiger Leaping Gorge gings weiter hinauf, nach Shangri-La (bzw. Zhongdian auf Chinesisch) gelegen auf rund 3300m. Bis vor 10 Jahren ein unbekanntes Kaff - scheinbar sogar off-limits fuer Touristen - bis die Chinesische Regierung fand, dass dieses Dorf das 1933 von James Hilton im Roman Lost Horizon beschriebene verschollene Shangri-La sein soll. Wie man auf Wikipedia nachlasen kann gibt es aber unterzwischen zahlreiche Doerfer die diesen Namen beanspruchen moechten...
In Zhongdian jedenfalls laeufts. Die Altstadt ist noch originaler als Lijiang, bei weitem nicht so vollgestopft mit Shops und nicht so ueberlaufen mit Touristen. Die Neustadt hingegen wuchter weit weit hinaus und uebertrumpft sich von Quartier zu Quartier mit potthaesslichen Prunkbauten, Hotels und Regierungsgebaeude. In Shangri-La merkt man nebst der Hoehe (Kopfweh, schlecht geschlafen...), dass man sehr nahe an Tibet ist. Es hat zahlreiche buddistische Kloester und wir haben deren zwei besucht. Eines ist ein voellig untouristisches und sehr eindrueckliches auf einem Huegel hinter der Stadt. Ein zweites ist ein riesiges Kloster etwas ausserhalb der Stadt bei welchem man Eintritt bezahlt und von Haendlern und Verkaufern umschwaermt wird am Eingang. Ein kleiner Potala-Palast koennte man sagen.
Eigentlich wollten Josiah und ich von hier aus weiter in die Berge auf 4000m und hoeher vorstossen um via Litang und Kanding schlussendlich nach Chengdu zu gelangen. Man waere dabei von der Provinz Yunnan nach Sichuan gefahren, mitten durch die Gebiete wo es ausserhalb Tibets im Maerz ebenfalls Unruhen gab. Off-Limits, no tourists hiess es an der Busstation. Selbst wenn sie uns ein Ticket verkaufen wuerde fuer den Bus, die Polizei wuerde uns an der Grenze zurueckschicken. Obs stimmt? Wer weiss... Ein anderer Backpacker hat uns gesagt er haette es von Chengdu in die andere Richtung probiert und sei zurueckgeschickt worden. Da sagte ihm die Polizei der umgekehrte Weg - also jenen den wir machen wollten - sei erlaubt aber nicht von Chengdu aus. Alles bla bla... Jemand anders meinte wir sollen mit dem Bus zu den Schluchten am Rand von Yunnan fahren und es dann von dort aus weiter probieren. Und wieder jemand meinte wir sollen nochmals woanders hin und dann dort versuchen nach Sichuan zu gelangen. Das scheint sogar erlaubt und so probieren wir das Morgen auch. Allerdings mussten wir wieder nach Lijiang zurueck und so schreibe ich heute aus der Jugendherbge in Lijiang. Wenn das auch nicht klappt muessen wir alles wieder runter ins Tiefland bis fast nach Kunming (Partnerstadt von Zuerich uebrigens) und dort den Zug oder Flugzeug nach Chengdu nehmen. Das wuerde mir extrem stinken. So hoffe ich, dass es Morgen klappt.
Warum uebrigens Chengdu? Weil am 30. Juli von dort aus der Flug nach Yinchuan in der Provinz Ningxia geht. Dort gehts ab in die Wueste wo wir am 1. August abends um ca. 18 Uhr die totale Sonnernfinsternis erleben moechten! Bin gespannt. Es heisst auch, dass Ningxia die wenigst-touristische Provinz Chinas ist. Mal schauen.
So genug fuer heute. Ist schon nach Mitternacht und ich muss ins Bett. Morgen um 8 Uhr muessen wir los, eine rund 8 stuendige Busfahrt in die Berge steht uns bevor. Leider gibts wieder keine Fotos weil mir das einfach viel zu umstaendlich ist auf einem Chinesischen Computer (wo ist das Menu um die Bildgroesse zu reduzieren???) und das raufladen auf diesen Schneckenleitungen geht ewig... Sorry...
Donnerstag, 24. Juli 2008
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2 Kommentare:
Also jetzt seh ich den Nachteil von deinen spannenden Nachrichten, Joël, fallen sie mal aus mach ich mir prompt Sorgen. Wie gehts denn meinem ausgeliehenen Enkel? Alle beide Wohlauf?
keine angst, alles bestens. es ist nur so, dass ich nicht gerne viel zeit in internet cafes verbringe um mich mit chinesischen computer rumzuschlagen...
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