Es war eine ziemlich turbulente erste Woche die wir hier in Los Angeles erlebten. Bis gestern wohnten wir im Viertel "Echo Park" direkt am "Echo Lake" bei einem Kollegen von Seraina der in den Ferien war. In dieser Woche mussten wir praktisch alles organisieren und das erst noch ohne Internet weil bei ihm zuhause Internet ausgestiegen war (wir fanden nicht raus warum...). So wars ziemlich stressig und noch gestern Morgen als wir auszogen aus seinem Haus wussten wir nicht wo wir leben werden. Das hat sich dann glücklicherweise ein paar Stunden später geklärt, doch dazu mehr am Schluss.
Unser erster Tag ins Los Angeles war der Sonntag, 2. August 09. Der Tag begann gleich mit zahlreichen Hausbesichtigungen die wir schon von der Schweiz aus abgemacht hatten. Wir haben uns dabei auf eine Region namens "Topanga Canyon" festgelegt, denn dort sind einerseits die Schulen super und andererseits ist man ausserhalb vom Moloch Los Angeles mitten in der Natur. Für Seraina wird der Arbeitsweg an die UCLA trotzdem nur etwa 30 Minuten betragen (ausser es hat wahnsinnig viel Stau, da Seraina aber flexibel mit den Arbeitszeiten ist, wird sie den Stau umgehen können). Und Josiah und ich sind Mitten in einem Mountain Bike- und Wanderparadies. Vom Stil her ist Topanga ein altes Hippie-Kaff mit zahlreichen Musikern die dort leben, aber eher ein bisschen reicher und weiss geprägt.
Letzteres ist schade, denn Echo Park war genau das Gegenteil: Latinos, Chinesen, Schwarze, Weisse, ein bunter Mix an Leuten und am ehesten wohl mit dem Kreis 4 oder 5 in Zürich vergleichbar. Topanga wäre bei diesem Vergleich wohl eine Mischung aus Wipkingen und Seefeld oder so... :-) Amis die wir in den letzten Tagen getroffen haben bezeichneten Topanga als: Bohemian, Hippie, alternative, laid-back, easy-going, aber auch upscale und rich. We will see...

Jedenfalls haben wir zahlreiche Häuser angeschaut und ein paar wunderschöne Perlen gesehen, eine davon war leider grad ein paar Tage zuvor vermietet worden, eine andere haben wir nun erhalten (siehe Foto). Unser neues Zuhause ist ein 4-Zimmer-Haus für nicht ganz billige $2400 doch es hat einen grossen Garten mit zahlreichen Obstbäumen und hoffentlich netten Nachbarn die selber auch Mountain Biken (zumindest der Vater und der 13 jährige Sohn, ob die Mutter auch biken tut weiss ich nicht). Seraina und mir graut noch ein bisschen vor diesem Amerikanischen Einfamilienhaus-Mief der hier zum Teil in sogenannten "Gated Communities" (übersetzt: Eingezäunte Gemeinschaften, also EFH-Siedlungen die eingezäunt sind und bei den man nur durch ein kontrolliertes Eingangstor reinkommt, hier sehr häufig!) aber genau deshalb sind wir ja nach Topanga gezogen und hoffen darauf offene Nachbarn und nette andere Eltern in der Schule etc. kennenzulernen.
Und dann haben wir ja noch unsere Freunde aus der Schweiz die sich auch schon zahlreich gemeldet haben und uns besuchen werden. Mit ein Grund warum wir uns für ein etwas grösseres Haus mit 4 Zimmern entschieden haben. Wir ziehen nächsten Mittwoch dort ein und werden dann auch ein paar Fotos von innerhalb dem Haus publizieren.

Ein weiteres "Must" in Kalifornien nebst einem Haus ist das Auto. Was für ein Theater... Ich hasse es Autos zu kaufen, wie ich ja bereits auf Facebook kommentiert habe :-) Zudem hatten wir keine Ahnung was für ein Auto. Soll es ein grosses sein in dem unsere drei Bikes alle Platz haben? Dann müsste es ein benzinsaufendes SUV sein und das ist nicht wirklich unser Ding. Zumal ja die meiste Zeit Seraina einfach mit dem Auto an die UCLA fahren wird und ich vielleicht mal einkaufen. Oder ein Hybridauto a la Toyota Prius die hier unglaublich in Mode sind? Wäre cool, beginnt aber gebraucht bei etwa $15000 was dann doch ein bisschen viel ist. Kam dazu, dass wir auch nicht wussten wo wir das Auto kaufen sollen: Gebrauchtes Auto via Craigslist privat kaufen? Dazu gleich noch eine Story die uns wieder davon abbrachte. Oder bei einem Händler? Via Facebook habe ich dann von einer Kollegin einer Primarschulkollegin einen Tipp für eine Garage etwas ausserhalb von Los Angeles erhalten und dort mal angerufen. Sie hatten genau zwei gebrauchte Autos: Ein kleines Cabrio und einen VW Passat 1999 für $3000 den wir gleich gekauft haben. In dieses Auto passt erstaunlich viel rein und wir reisen gerade jetzt mit viel Gepäck (Campingausrüstung etc.) sowie Josiahs Bike oben drauf durch Südkalifornien. Für unsere Bikes haben wir noch so einen Ständer gekauft den man hinten anmachen kann.
Und hier noch die Craiglist-Story... Craigslist ist der grösste Kleinanzeigenmarkt im Internet hier in den USA und obwohl selbst auf Craigslist selbst oben auf der Seite jeweils Warnungen vor "Fraud" (also Betrug) ganz gross stehen haben wir uns darauf eingelassen ein Auto anzuschauen das unglaublich billig obwohl neu war. Der Typ hatte im Inserat nur eine Handy Nummer angegeben und als wir anriefen meldete sich "Frank" und wollte uns das Auto an der Ecke X und Y zeigen. Seine Adresse wollte er uns nicht geben. Für uns war die Sache eigentlich schon gegessen aber wir gingen trotzdem aus Neugierde hin (haben noch abgecheckt was das für eine Ecke ist, denn es gab auch schon Leute die so irgendwo hin gelockt und dann ausgeraubt wurden). Safe area, bewachter Parkplatz einer Bank mitten im Zentrum, no problem. Als er sich vorstellte war er dann plötzlich Yussef, als wir uns verabschiedeten war er wieder Frank, als er mir emailte war der Name in seiner Email-Adresse Vahid und als er uns zum nachfragen anrief und offensichtlich mit einem anderen potentiellen Kunden verwechselte war er plötzlich "Ralph". Soviel zu Craiglist und warum wir es wieder bleiben liessen :-)
Die letzte Woche war zwar stressig aber ganz nur immer Stress wollten wir dann auch nicht. So beschlossen wir Mitte der Woche (also Mittwoch) mal einen Pausentag einzulegen. Da es hier immer sonnig und zum Teil sehr sehr heiss ist, zog es uns in einen Wasserpark. Der grösste hier in der Gegend ist der Hurricane Harbor von der "Six Flags"-Kette. Das liegt neben dem weltbekannten Vergnügungspark Magic Mountain und der Kombi-Eintritt tönte sehr verlockend. Als es dann noch eine Promoaktion "for $10 more get a 2009 Seasons Pass" zu kaufen gab, wars um uns geschehen: Für stolze $100 pro Person haben wir uns nun also einen Jahrespass zugelegt *grins* Der Wasserpark war dann auch scheisse, es hatte so viele Leute, dass wir genau auf zwei Rutschbahnen waren und der Frass war zum kotzen und schweineteuer. Als ich Seraina und Josiah bat wegen den vielen Leuten schon mal bei den Pizzas anzustehen während ich das Geld aus dem Schliessfach holte, da waren die beiden nicht mehr zu sehen als ich zurückkam sondern ganz woanders am warten. Ihre Begründung warum sie nicht angestanden sind? Es stank so unglaublich nach Kotze bei diesem Fastfood-Ständen, dass sie es nicht aushielten. So musste ich dann anstehen (und wirklich: bei diesen Fressposten stinkt es immer nach Kotze! Ob das der "Käse" ist?) und das gekaufte Cheesebread lag uns dann auch wirklich sehr auf dem Magen.

So wechselten wir rüber in den Magic Mountain und wollten uns auf den wildesten Achterbahnen der Welt die Pizzas wieder aus dem Magen... You get the picture. Wir begannen unseren Besuch gleich mit der neusten Bahn, der X2. Und ich muss schon sagen: Das war der Hammer! Man sass da in einem Sitz der drehte, die Beine baumeln im leeren und das Bahn schiesst rauf und runter, kopfvoran, rückwärts, vorwärts, drehend, wie ich es noch nie erlebt habe. Wirklich geil! Josiah und ich haben schon beschlossen, dass das unser regelmässiges
"Nach der Schule"-Feierabendfährtchen wird :-) Die anderen Bahnen waren auch recht toll aber die Warterei, teilweise bis zu einer Stunde, war schon etwas nervig. Auch nervig war, dass man immer die Wertsachen in Schliessfächer deponieren musste und sonst gar nicht auf die Bahn gelassen wurde. Die Schliessfächer kosteten natürlich immer einen Dollar und am Schluss hatten wir prompt kein Geld mehr. Was tun? Jemand wartet? Nicht lustig, erstens weil alle auf die "Batman-Bahn" gehen wollten und zweitens weil man so lange warten muss. Nicht gehen? Keine Option. Da es schon dunkel war versteckten wir unseren Sack in einem Gebüsch und achteten darauf, dass uns niemand sah. Murphys Law sagt, dass einem immer jemand sieht und prompt war die Tasche mitsamt Digicam, zwei Handys, Badesachen und Sonnenbrillen nachher weg. Scheissdreck, wir haben uns wahnsinnig aufgeregt, waren aber selber schuld. Welcome to LA.
Auch drin war der automatische Türöffner für unser Mietauto, glücklicherweise hatte ich den Autoschlüssel selbst abgenommen und einen Hosesack mit Reissverschluss gehabt. So rannte ich praktisch auf den Parkplatz um allfälligen Dieben zuvorzukommen. Der Parkplatz war übrigens soooooooooooooooo gross war wie noch kein Parkplatz den ich je gesehen hatte (und war froh, dass ich noch im Kopf hatte mit dem Parkplatz-Bus - ja es gibt einen Bus vom Parkplatz zum Eingang :-) - bis zur Endstation zu fahren, denn hätte ich unser Auto irgendwo mitten drin parkiert, ich hätte es nie mehr gefunden). Das war sicher unser Glück, sonst wäre das Auto ev. auch noch weg gewesen...
Es gäbe noch einiges mehr zu erzählen doch das soll mal fürs erste reichen. Will euch ja nicht überfordern mit blablabla...
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