Freitag, 14. August 2009

Doch noch in letzter Sekunde auf ein anderes Haus gewechselt

Ich muss es gleich vorwegnehmen: Es lief anfänglich ziemlich Scheisse mit dem Haus mieten, denn kaum war der einjährige Mietvertrag für das Holzhaus unterzeichnet, da verdüsterte sich meine Laune und ich war plötzlich ganz und gar nicht mehr sicher ob das jetzt ein guter Schritt war... Warum? Einerseits weil wir noch ein bisschen mehr Einblick erhalten habe in die Nachbarschaft. Der etwas kleinere "Bikepark" weiter oben mit Schanzen und Hügeln entpuppte sich als Vergnügungspark von zwei fetten Amis die ihre ferngesteurten Benzinautos dort rumsausen lassen. Ich sah vor meinem inneren Auge schon zwei hochrote Fettgesichter die mich anschreien weil Josiah es gewagt hat mit dem Bike über ihre heissgeliebten Schanzen zu springen. Sind wir nicht genau nach Topanga gezogen um genau solchen Leuten aus dem Weg zu gehen? Vielleicht tue ich den Nachbarn ja unrecht, kennengelernt habe ich sie nicht, aber genau so war mein Gefühl...

Tja und bei der Wohnungsübergabe ging mir immer mehr der Laden runter, ebenso Seraina. Es begann damit, dass uns die Vermieterin bat, wenn wir doch Töpfe vorne auf der Veranda aufstellen würden - und wir sollen das doch tun das sähe so schön aus - dann bräuchten wir nicht nur die Unterteller sondern eben so kleine Füsschen damit die Unterteller nicht direkt auf dem Holz stünden. Und die Möbel drinnen die auf dem Parkett stünden bräuchten dann auch so kleine Filzfüsschen und auch der Spannteppich in den Schlafzimmern sei praktisch neu... Und die vielen Dachfenster die wir gern frei hatten - weil so viel schönes Sonnenlicht in die Wohnung gekommen wäre - die müssten vom Frühling bis Herbst jeweils abgedeckt sein weil sonst die Sonne den Parkett und die Möbel ausbleiche. Und und und... Fucking hell! Wir hatten gehofft, dass wir von den Vormietern einiges übernehmen konnten doch dem war nicht so, ausser ein paar Stühlen und einem hässlichen Sofa das sie uns für $500 verkaufen wollten war das Haus völlig leer. Selbst Internet, Telefon, TV-Anschluss etc. alles hätten wir bestellen müssen und womöglich Jahresverträge unterzeichnen müssen. Auch beim Haus selbst haben wir einen Jahresvertrag unterzeichnet obwohl ich bis jetzt erstmal nur ein Visum für 6 Monate hab...

Jedenfalls dämmerte es mir, dass dies nicht mein Ding ist und obwohl wir den Vertrag schlussendlich unterzeichnet hatten, wuchsen immer stärkere Zweifel auf. Am Abend war ich gar nicht in Festlaune und ich glaube das Wir-haben-ein-Haus-Abendessen in einem 24hour-Bowling-Diner-Restaurant gleich neben unserem unsäglichen Best-Western-Hotel irgendwo im nirgendwo war der Tiefpunkt unseres bisherigen Trips. Seraina hat immer versucht positiv zu sein und mir gut zuzureden doch in dieser Nacht überkam es sie, sie wachte um 3 Uhr auf und fand "das ist gar nicht gut, das war ein Fehler, was machen wir jetzt...?" Und so diskutierten wir eine Stunde um zu keinem Resultat zu kommen...

Am nächsten Morgen dann googlen: Kann man aus Verträgen aussteigen wenn man sich innerhalb von drei Tagen meldet? Es gibt Verträge wo man das kann, bsp. wenn man ein Haus kauft. Aber wenn man eins mietet? Wir habens nicht rausgefunden. Wir waren extrem verunsichert und irgendwann hab ich das Telefon genommen und der zweiten Frau angerufen deren Haus wir tags zuvor angeschaut hatten und die uns gleich am nächsten Tag zugesagt hatte. Ihr Haus war genial und ich hab ihr gesagt, dass wir einen Fehler gemacht hätten ihr abzusagen und ob es noch irgendeine Möglichkeit gäbe das Rückgängig zu machen. Und siehe da: Sie sei grad in einem Meeting und hätte nachher den anderen angerufen um ihnen zuzusagen aber natürlich können wir es noch haben! Yes! Schritt 1 ist geglückt.

Sehr verunsichert griff ich nun zum Telefon um der Besitzerin des Hauses anzurufen mit der wir am Abend zuvor einen Einjahresvertrag unterzeichnet hatten. Wir wird sie wohl reagieren? "Ist mir egal, nicht mein Problem, Vertrag ist Vertrag"? Oder verständnisvoll? Letzteres war zu meiner ganz grossen Erleichterung der Fall, ich war zwar nicht ganz so direkt wie hier in meinem Blog aber ich hab ihr versucht zu verstehen geben, dass wir uns dort nicht wohlfühlen würden, dass wir sicher mit den Nachbarn Streit hätten und, dass wir ihren hohen Ansprüchen eventuell nicht genügen könnten und sie dann auch unzufrieden wäre. Vermutlich zahlen wir ihr noch eine Abfindung, denn sie hatten allen anderen Leuten abgesagt, muss die Inserate neu schalten etc. aber das klären wir nächste Woche. Jedenfalls war ich sehr erleichtert, dass sie so hilfsbereit und nett ist, mein schlechtes Gewissen stieg dafür stieg ins unermesslich (und hält noch immer an...) Janu...


Am Abend dann trafen wir Timbre. Sie reist mit ihrem Mann nach Atlanta und die beiden arbeiten dort 6, 8, 12 oder mehr Monate. Sie wissen es noch nicht und für uns ist das ok, denn wir sind auch gern flexibel und nach der Horrornacht "Wir haben einen Jahresvertrag unterschrieben" war uns alles unstete mehr als willkommen :-) Jedenfalls begann sie die Tour durch ihr Haus so: Dieses Haus hat vor uns ein paar Junkies gehört und die haben das Haus fast getrasht". Türen und Fensterrahmen rausgerissen und auch sonst sehr unzimperlich mit Sachen umgegangen. So mussten Timbre und ihr Mann einiges flicken als sie das Haus kauften und sie noch immer dran. Das Dach ist nicht ganz dicht, an zwei Stellen muss man in der Regenzeit einen Eimer drunter stellen aber das Haus rockt! Es hat Charme!
Und es hat Möbel, Betten, Küchenausrüstung! Und es hat mit Abstand die grandioseste Terasse die wir je gesehen haben mit Blick direkt in den Sonnenuntergang! Und es hat HBO mit einem Supermegaflatscreen-TV, es hat Airport WLAN, es hat einen fetten Kühlschrank mit einem Ice-Crusher (auf das haben Josiah und ich uns besonders gefreut und wir waren enttäuscht, dass es im anderen Haus keinen hat. Ein Icecrusher ist so ein Teil das bei den Amis in den Kühlschrank eingebaut ist und direkt Eis rauslässt, crushed oder in Würfeln :-) Und aus unserem Schlafzimmer sehen wir direkt in die Ferne, super schön.





Warum haben wir uns nicht von Anfang an für dieses Haus entschieden? Erstens weil es kein Gästezimmer hat und doch schon ein paar Leute gesagt haben sie kämen uns besuchen. Aber oho, siehe da, es hat ja unten noch eine Grümpelkammer und als wir die bei unserem gestrigen Besuch zum ersten Mal sahen fragten wir Timbre ob wir den Grümpel nicht rausnehmen könnten und ein Büro (oder Gästezimmer?) draus machen könnten? Sure! But you do it! Sie hätte all die Schachteln schon dort reingeschleppt und wenn wir das zurückschleppen, no problem. Wir dürfen das Zimmer auch streichen, die Spanplatten rausbrechen, einen besseren Tisch reinmachen, sie bezahlen sogar das Material denn es wäre schon lange ihr Plan gewesen aus diesem Zimmer ein kleines Büro zu machen. Genial! Grund zwei warum wir nicht sofort zusagten: Weil wir ein bisschen Mühe hatten mit der Unsicherheit wann die beiden zurückkommen. Doch das war ja jetzt kein Thema mehr, siehe oben. Grund 3: Schlechtes Gewissen gegenüber der anderen Vermieterin mit der wir schon seit einer Woche verhandelten und sozusagen vor dem Abschluss standen. Können wir noch absagen? Tja, hätten wir doch... Und last but not least: Das Haus stand erst ab dem 1. September zur Miete frei und an diesem Tag muss ich ja in die Schweiz zurückreisen und wir wollten ja schon im August einziehen und uns installieren...
So endete der Abend bei einem Glas Wein auf ihrere Terasse und plötzlich kramte sie noch Gemüsesuppe hervor die sie tags zuvor gemacht hatte und lud auch noch die Nachbarn ein die auf demselben Grundstück wohnen. Super! Wir sind alle so erleichtert, dass wir dieses Haus nun zur Untermiete haben. Am Schluss übergab sie uns schon die Schlüssel und fand: Hey, ihr seid ja jetzt Homeless, wenn ihr vor dem 1. September kommen wollt, kein Problem, wir kommen sicher auch zu Viert gut zurecht...

Und so ging alles gut aus und wir sind entspannt in die Ferien nach Santa Cruz gefahren wo wir die nächste Woche biken werden und mal wirklich entspannen und ausspannen, keinen Stress mehr, nix mehr kaufen, organisieren, mailen, suchen, arbeiten, etc. Ferien!

Keine Kommentare: