Der Pacific Crest Trail (PCT)
Per Zufall entdeckte ich 2007 den Pacific Crest Trail. Um meine Photos anzuschreiben und zu sortieren benütze ich (nebst iPhoto) seit längerem eine kleine Hilfs-Software geschrieben von einem Neuseeländer namens Craig Stanton. Irgendwann im Frühling 2007 hatte ich ein Problem und schrieb deshalb Craig ein Email. Es kam umgehend eine Antwort zurück er sei eine halbes Jahr in den USA am wandern, auf dem Pacific Crest Trail. "WAS???" Dachte ich... "Wie kann man ein halbes Jahr wandern??" und: "Gibts überhaupt so lange Wanderwege? So geil, will auch!". Die Antwort: Ja das gibt es, der Pacific Crest Trail (Englische Version von Wikipedia hat mehr Info) bzw. PCT ist einer davon und gilt bzw. galt als der längste durchgehende Wanderweg der Welt.
Der PCT beginnt an der Mexikanischen Grenze und endet an der Kanadischen Grenze. Er ist insgesamt 2650 Meilen bzw. 4260 km lang, durchquert die Staaten Kalifornien, Oregon und Washington und geht durchgehend durch die Wildnis entlang der Krete zwischen dem Pazifik auf der einen Seite und der Wüste auf der anderen Seite. Er folgt ziemlich genau den höchsten Bergen den USA entlang und durchquert beim Yosemite den mit 4009m hoch gelegenen Forrester Pass als höchsten Punkt des Trails. Gleich daneben liegt der Mt. Whitney, mit 4421. der höchste Punkt der USA (ohne Alaska).
Auf dem PCT ist man also grösstenteils in unberührter Wildnis, es gibts keine Hotels oder Hütten, geschlafen wir immer draussen. Es gibt keine Restaurants oder Cafes, man muss immer gut planen wo man Essen kriegt und wo man Wasser filtern kann. So kommt es vor, dass man beispielsweise in der Sierra Nevada Essen für 10 Tage und mehr schleppen muss. Hier muss der "Hiker" deshalb genau planen was er wann wo isst und wieviele das essen wiegt, denn ein Mensch kann nur eine begrenzte Anzahl Kilos schleppen.
Ich will den PCT hiken!!!
Zurück zu 2007, dem Jahr in welchem ich Craig Stantons online Tagebuch verfolgte und anschliessend fand: ich will auch!!! Zufälligerweise eröffnete mir Seraina genau in dieser Zeit, dass sie nach Kalifornien müsste für ihre Dissertation. Ein Jahr wäre gut... So kam es, dass wir uns 2008 entschieden nach Los Angeles zu ziehen für ein Jahr. Ich hatte die Möglichkeit Teilzeit für die Uni Zürich weiterzuarbeiten sowie ein halbes Jahr unbezahlten Urlaub zu nehmen. In diesem halben Jahr wollte ich den PCT hiken, so mein Plan im letzten Jahr.
Als wir dann hier in Kalifornien ankamen merkte ich, dass es hier so viel cooles zu tun gibt, so viele coole Bike-Trails zum erforschen, nette Leute zum kennenlernen, coole Bands zu entdecken and last but not least: So viel schöne Zeit zum verbringen mit Seraina und Josiah. Es wäre schade gewesen ein halbes Jahr weg von Topanga zu sein und alleine irgendwo zu laufen. Irgendwie hatte ich keine Lust mehr auf das, vielleicht auch weil ich schon zuviele Bücher darüber gelesen hatte, über den tagelangen Regen in Oregon und Washington, über den tagelangen Marsch durch Schnee in der Sierra Nevada, über den tagelangen Marsch durch monotone Wald-Monokulturen mit kilometerlangen Forstrassen oder durch trostloses abgebranntes Gebiet. Ich entschied mich kein "Through-Hiker" zu werden sondern ein "Section-Hiker". Das heisst, ich wollte nur gewisse Abschnitte wandern, vor allem natürlich jene in der Nähe von Los Angeles weil diese:
a) Relativ nah von Topanga gelegen sind (wegen Hin- und Rückreise)
b) oft durch die Wüste gehen und somit landschaftlich sehr reizvoll und anders als die Schweiz
Yosemite und so sind auch schön aber es sieht extrem ähnlich aus wie die Schweiz, die Anza Borrego oder Mojave Wüste hingegen sind etwas völlig anderes. Siehe dazu meine Fotos hier! So machte ich mich schlau darüber welche Teile besonders schön oder abwechslungsreich oder wild sind und mein Plan ist bis zu Josiah's Sommerferien zumindest den Teil in Südkalifornien zu laufen. Bis Kennedy Meadows sind das schon mal knapp 1200 km und somit ein rechtes Stück. Anschliessend steigt man auf in die Sierra Nevada bis 4000m und da in dieser Gegend bis im Juli Schnee liegt, ist es eh nicht sinnvoll vor den Sommerferien (beginnen hier Mitte Juni) in dieses Gebiet zu gehen (ausser mit Schneeschuhen aber dann ist man zu langsam um die Sierra durchqueren zu können und zu wenig Essen dabei...). Ob ich dann in den Sommerferien mit/ohne Josiah/Seraina noch weiterwandern werde ist noch unklar. Zuerst mal die ersten tausend Kilometer und dann weiterschauen ob mich der Virus packt.
PCT: Der Südkalifornische Teil
Hier eine Karte zum kalifornischen Teil des PCT. Man beginnt in einem Kaff in der Wüste namens "Campo" gleich bei der berüchtigten Mauer zu Mexiko. Die Amerikaner haben ja begonnen eine Mauer entlang der US-Mexikanischen-Grenze zu bauen. Ein völliger Anachronismus in meinen Augen und weltfremd ebenso, denn a) kommen Latinos trotzdem in die USA und b) würde die US-Wirtschaft zusammenbrechen ohne die Taglöhner, Putzfrauen, Babysitter, Bauarbeiter, Früchtepflücker etc. die für $5 die Stunde all jene Arbeiten machen für die sich die Amis zu schade sind. Anyway, von Campo aus gehts alles in Richtung Norden bis nach Kanada. Zuerst ein bisschen rauf die Mount Laguna Berge, dann runter in die Anza Borrego Wüste, dann wieder rauf ins über 3000m höhe Mount Jacinto Gebrige, wieder runter in die Wüste bei Palm Springs, wieder rauf vorbei am Skigebiet Big Bear, dann wieder runter in die Mojave Wüste und erst dann gehts richtig rauf in die Sierra Nevada. Hier eine Abbildung des Höhenprofils der ersten paar hundert Kilometer des Pacific Crest Trails, also jenes Teils den ich bis Mitte Juni machen möchte. Bitte beachten, dass die Höhenangaben in Fuss (Y-Achse) bzw. Längenangaben in Miles (X-Achse) und nicht in Meter angegeben sind. Man kann als Faustregel Fuss durch drei teilen und erhält Meter und man kann Miles mit 1.6 multiplizieren und erhält Kilometer. Der rote Teil ist jener Teil in welchem es im Sommer 2009 gebrannt hat und der bis jetzt noch immer geschlossen ist für Wanderer. Alternativen gibts aber die sind meist der Strasse entlang, also für mich wenig spannend. Das ganze Segment 3 kommt für mich momentan deshalb nicht in Frage, was ein bisschen schade ist, denn grösstenteils wäre man hier durch den Los Angeles Nationalforst gewandert was einerseits sehr schön sein soll (zumindest vor dem Waldbrand) und andererseits wäre das grad das Stück gewesen welches am nächsten von meinem zuhause in Topanga liegt. Janu...
Der PCT beginnt an der Mexikanischen Grenze und endet an der Kanadischen Grenze. Er ist insgesamt 2650 Meilen bzw. 4260 km lang, durchquert die Staaten Kalifornien, Oregon und Washington und geht durchgehend durch die Wildnis entlang der Krete zwischen dem Pazifik auf der einen Seite und der Wüste auf der anderen Seite. Er folgt ziemlich genau den höchsten Bergen den USA entlang und durchquert beim Yosemite den mit 4009m hoch gelegenen Forrester Pass als höchsten Punkt des Trails. Gleich daneben liegt der Mt. Whitney, mit 4421. der höchste Punkt der USA (ohne Alaska).
Auf dem PCT ist man also grösstenteils in unberührter Wildnis, es gibts keine Hotels oder Hütten, geschlafen wir immer draussen. Es gibt keine Restaurants oder Cafes, man muss immer gut planen wo man Essen kriegt und wo man Wasser filtern kann. So kommt es vor, dass man beispielsweise in der Sierra Nevada Essen für 10 Tage und mehr schleppen muss. Hier muss der "Hiker" deshalb genau planen was er wann wo isst und wieviele das essen wiegt, denn ein Mensch kann nur eine begrenzte Anzahl Kilos schleppen.
Ich will den PCT hiken!!!
Zurück zu 2007, dem Jahr in welchem ich Craig Stantons online Tagebuch verfolgte und anschliessend fand: ich will auch!!! Zufälligerweise eröffnete mir Seraina genau in dieser Zeit, dass sie nach Kalifornien müsste für ihre Dissertation. Ein Jahr wäre gut... So kam es, dass wir uns 2008 entschieden nach Los Angeles zu ziehen für ein Jahr. Ich hatte die Möglichkeit Teilzeit für die Uni Zürich weiterzuarbeiten sowie ein halbes Jahr unbezahlten Urlaub zu nehmen. In diesem halben Jahr wollte ich den PCT hiken, so mein Plan im letzten Jahr.
Als wir dann hier in Kalifornien ankamen merkte ich, dass es hier so viel cooles zu tun gibt, so viele coole Bike-Trails zum erforschen, nette Leute zum kennenlernen, coole Bands zu entdecken and last but not least: So viel schöne Zeit zum verbringen mit Seraina und Josiah. Es wäre schade gewesen ein halbes Jahr weg von Topanga zu sein und alleine irgendwo zu laufen. Irgendwie hatte ich keine Lust mehr auf das, vielleicht auch weil ich schon zuviele Bücher darüber gelesen hatte, über den tagelangen Regen in Oregon und Washington, über den tagelangen Marsch durch Schnee in der Sierra Nevada, über den tagelangen Marsch durch monotone Wald-Monokulturen mit kilometerlangen Forstrassen oder durch trostloses abgebranntes Gebiet. Ich entschied mich kein "Through-Hiker" zu werden sondern ein "Section-Hiker". Das heisst, ich wollte nur gewisse Abschnitte wandern, vor allem natürlich jene in der Nähe von Los Angeles weil diese:
a) Relativ nah von Topanga gelegen sind (wegen Hin- und Rückreise)
b) oft durch die Wüste gehen und somit landschaftlich sehr reizvoll und anders als die Schweiz
Yosemite und so sind auch schön aber es sieht extrem ähnlich aus wie die Schweiz, die Anza Borrego oder Mojave Wüste hingegen sind etwas völlig anderes. Siehe dazu meine Fotos hier! So machte ich mich schlau darüber welche Teile besonders schön oder abwechslungsreich oder wild sind und mein Plan ist bis zu Josiah's Sommerferien zumindest den Teil in Südkalifornien zu laufen. Bis Kennedy Meadows sind das schon mal knapp 1200 km und somit ein rechtes Stück. Anschliessend steigt man auf in die Sierra Nevada bis 4000m und da in dieser Gegend bis im Juli Schnee liegt, ist es eh nicht sinnvoll vor den Sommerferien (beginnen hier Mitte Juni) in dieses Gebiet zu gehen (ausser mit Schneeschuhen aber dann ist man zu langsam um die Sierra durchqueren zu können und zu wenig Essen dabei...). Ob ich dann in den Sommerferien mit/ohne Josiah/Seraina noch weiterwandern werde ist noch unklar. Zuerst mal die ersten tausend Kilometer und dann weiterschauen ob mich der Virus packt.
PCT: Der Südkalifornische Teil

Frühlingsferien: Von der Grenze nach Mount Laguna
Die ersten ca. 200 Kilometer geht man meistens durch Wüsten- bzw. Chaparal-Gebiet. Eigentlich ideal im März oder frühen April (im Mai kann es da schon gegen die 40 Grad gehen!), doch für die meisten PCT-Hikers zu früh um loszulaufen, denn die nachfolgenden San Jacinto Berge sind dann noch dick eingeschneit. Deshalb beginnen die meisten Hikers erst Ende April an der Grenze und zwar am sogenannten "PCT-Kickoff". Dazu mehr später.
Da ich ja nicht an einen Zeitplan gebunden bin kann ich jede Sektion dann machen wenn es von der Vegetation (Stichwort "blühende Wüste") und den Schneeverhältnissen her am besten ist. So schlug ich vor, dass wir als Familie den PCT gemeinsam an der Mexikanischen Grenze beginnen und ein paar Tage gemeinsam nach Norden laufen. Der erwartete Proteststurm blieb aus und so einigten wir uns Ende März gemeinsam in Campo loszulaufen. Zu dieser Zeit waren grad Micha und Oriana mit ihrem Baby Mila zu besuch und gemeinsam mieteten wir für ein paar Tage eine Hütte in Julian, einem alten Goldgräber-Kaff etwa eine Stunde nördlich der Grenze. So konnten wir unser Auto in Julian lassen und Micha fuhr uns am Sonntag 28. März nach Campo an die Grenze wo wir gegen Mittag losliefen und unser PCT-Abenteuer offiziell begann:
Wir liefen insgesamt vier Tage gemeinsam bis nach Mount Laguna als ein Schneesturm unsere Wanderung unterbrach. Mit Glück kamen wir noch vor dem Regen/Schnee zu unserem Auto und fuhren schnurstracks runter in die blühende Anza Borrego Wüste! Nach ein paar Tagen Erholung und Auto-Camping-Ferien musste Josiah zurück in die Schule und Seraina an die Arbeit. Nur ich blieb zurück und setzte alleine meine PCT-Wanderung fort. Nach ein paar Tagen holte mich aber ein zweiter Schneesturm ein und so blieb es vorerst bei etwas mehr als einer Woche PCT-Hiking.
Mein PCT-Tagebuch und wie es weitergeht
Ich will hier nicht jeden Tag im Detail erläutern, dazu habe ich nämlich eine zweite Website mit meinem PCT-Webtagebuch: pct2010.org. Auf dieser Seite findet ihr zu jedem Tag Fotos und einen Text auf Englisch sowie Deutsch. Hier die direkten Links zu den ersten paar Tagen:
- Tag: Start in Campo an der Mexikanischen Grenze
- Tag: Zum Lake Morena Campground
- Tag: Ein letzter sonniger Tag in der Wüste
- Tag: Grad noch rechtzeitig vor dem Schnee rauf nach Mount Laguna
- Tag: Nach einer Pause alleine weiter auf dem PCT nach Warner Springs
- Tag: 30 Kilometer alleine durch die Anza Borrego Wüste
- Tag: Im Regen durch die Wüste bis knapp an die Schneefallgrenze
Der letzte Tag war ein wirklicher Scheisstag. Sehr windig in der Nacht und da ich ohne Zelt dafür nur mit einer Blache unterwegs bin (ein Zelt wäre zu schwer) wars laut und nicht ganz trocken. Am Morgen nieselte es dann noch, später kam aber kurz die Sonne zum vorschein. Leider kurz und je höher ich kam, desto mehr regnete es. Ich rief Seraina an und erfuhr, dass es weiter oben schneite. So entschied ich mich am 7. Tag meine Wanderung vorzeitig abzubrechen und nach Topanga zurückzukehren. Ich würde zurückkommen wenn der Schnee in den Bergen geschmolzen ist. Mit viel Glück fand ich noch gleichentags einen kanadischen Touristen ohne bestimmtes Ziel der mich bis nach Hause fuhr. Mehr dazu in meinem Tagebuch.
Dieses Wochenende vom 23. bis 25. April findet nun auf dem Lake Morena Camping das alljährliche PCT-Kickoff - oder wie es offiziell heisst "Annual Day Zero Pacific Crest Trail Kick Off (ADZPCTKO)" - statt. An diesem Wochenende treffen sich rund 400 bis 500 PCT-Freaks, rund die Hälfte davon sind sogennante Thru-Hikers die bis nach Kanada wollen. Um den gesamten PCT in einem Jahr ganz machen zu können muss man früh genug gehen um nicht in der Wüste zu verbraten und auch früh genug in Kanada ankommen bevor Ende September der erste Schnee kommt. Andererseits muss man spät genug gehen um in den San Jacinto Mountains bei Los Angeles oder später in der Sierra Nevada beim Yosemite bzw. Mammoth Lakes (wo übrigens bis anfangs Juli Ski gefahren wird!) nicht im Schnee stecken zu bleiben. Der ideale Zeitpunkt ist somit Ende April und deshalb findet das Kickoff-Treffen genau dann statt.
Mir fehlen vom ersten Segment (siehe Abbildung oben) noch zwei bis drei Tage von Mt. Laguna nach Warner Springs. Ich werde diese nach dem Kickoff machen und anschliessend muss ich schauen wo ich wandern werde. Das zweite Segment geht durch tief verschneite Berge und gerade heute und Morgen scheint es nochmals neuen Schnee zu geben. Einem Bericht vom Wochenende zufolge braucht man Steigesen und Pickel weil es steil ist. Dazu habe ich echt keinen Bock, ich bin nicht nach Südkalifornien gekommen um im Schnee zu wandern und campen. Segment 3 ist praktisch alles gesperrt, wandern auf der Umfahrungsstrasse kommt für mich ebenfalls nicht in Frage. Somit bleibt Segment 4 durch die Mojave-Wüste als valable Alternative und vermutlich werde ich deshalb zurück nach Topanga kommen und anschliessend von hier aus Segement 4 wandern. Wir waren vor zwei Wochen mit Natalia und Ilia dort und überall blühten Mohnblumen (siehe dazu meine Photos)! Ich hoffe davon ist noch was übrig. Mal schauen. Ihr werdet so oder so regelmässig News und Photos finden auf meinem neuen PCT-Tagebuch unter pct2010.org! Ich werde dort übrigens in Zukunft auch etwas über Camping in der Wüste, Wasser, Ausrüstung etc. schreiben. Schaut doch dort rein, falls euch das interessiert. Es gibt auch einen RSS-Feed um sich zu abonnieren.
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