Grundsätzlich bin ich weiterhin von der Universität Zürich angestellt allerdings halb soviel wie in der Schweiz, dh. übers Jahr verteilt bin ich 40% angestellt, kann aber meine Zeit relativ frei einteilen. Momentan arbeite ich jeweils morgens bis Josiah von der Schule nach Hause kommt plus ich reise an Konferenzen und Veranstaltungen. Wenn ich zuhause arbeite, dann mache ich ähnliche Sachen wie in Zürich: Mails beantworten, Support von Usern die mit unseren Tools OLAT und eLML arbeiten und Fragen haben, Programmierung von Layout-Vorlagen, Öffentlichkeitsarbeit etc. Zusätzlich besuchte ich in den letzten Wochen Konferenzen und Expos um unsere Tools in den USA und Kanada vorzustellen. Die eLearning-Software die wir vertreiben ist frei verfügbar, denn sie wurde von der Universität Zürich unter einer Open Source Lizenz veröffentlicht. Mein Ziel ist es neue Anwenderinnen und Anwender in den USA zu finden, denn hier dominieren ein paar wenige (US-) Produkte und obwohl OLAT in Europa und Asien Anhänger hat wird es hier praktisch (noch) nicht beachtet.
Die erste Konferenz die ich Mitte Oktober besuchte war ein Ingenieurskongress an der University of California in Berkeley. Man soll ja nicht in einem öffentlichen Blog über Organisationen und andere Leute herziehen, deshalb hier einfach ein paar Bilder von der mit vielleicht 60 bis 70 Teilnehmenden eher bescheidenen Konferenz...
Als nächstes Stand in der folgenden Woche die E-Learn 2009 in Vancouver, Kanada auf dem Programm. Diese Konferenz war schon viel besser und interessanter. Über 4 Tage gabs jeweils von morgens um 8 Uhr bis abends um 19 Uhr interessante Vorträge (ok, nicht alle...), Demos, Poster-Sessions etc. Ich hatte selbst einen Vortrag und hatte zudem auch noch an einer Open Source Session die Möglichkeit unsere Tools vorzustellen. Dann ist an solchen Veranstaltungen natürlich das Networking wichtig: Es gibt Essen und Aperos an denen man mit steigendem Alkoholpegel immer einfacher Leute kennenlernt, man geht an Vorträge zu Themen die einem interessieren und spricht anschliessend mit den Dozenten oder nimmt an der Diskussion teil oder man geht an sogenannte Roundtables die zu gewissen Themen gehalten werden und tauscht sich mit anderen "Peers" aus. Was das schlussendlich bringt ist schwer zu sagen... Viel blabla oder echtes Interesse? We will see... Hier ein paar Impressionen von der E-Learn 2009:
Letzte Woche dann die dritte und vorerst letzte Konferenz: The eLearning Guilds DevLearn 2009 in San Jose bei San Francisco. Im Gegensatz zu den ersten beiden Konferenzen gabs es hier zusätzlich eine Expo, das heisst, eine Messehalle mit Ständen. Und ich hatte dort auch einen Stand zu betreuen, was etwas stressig ist alleine, dafür umso interessanter weil man mehr Leute kennenlernt. Doch bevor ich meinen Stand aufbauen konnte musste ich ja zuerst nach San Jose reisen und hier entschied ich mich (einmal mehr) für den Zug. Hier ein paar Impressionen von der Zugreise die teilweise direkt dem Pazifik entlang führte und wirklich sensationell war:
Allerdings dauerte die Reise auch 9 Stunden, was mich aber nicht störte. Vom Bahnhof gings dann am Abend direkt in ein Restaurant wo ich Vertreter einer Amerikanischen Universität traf. Sie haben scheinbar OLAT genauestens evaluiert und entscheiden schon diese Woche ob sie in Zukunft auf OLAT umsteigen werden oder nicht. Da bin ich mal gespannt...
Am Mittwoch startete dann die Expo und ich baute mit meinen bescheidenen Mitteln einen Stand auf. Neben mir waren Firmen wie Adobe die grosskotzig ihre Produkte anpriesen, was den Charme meines Standes noch steigerte. Als Universität und Open Source Projekt kann man gar nicht grosskotzig auftreten, das wäre etwas deplatziert. Zudem gabs an meinem Stand gratis Schweizer Schokolade (Kommentar eines Besuchers "Swiss Chocolate? You rock!") was unglaublich viele Besucherinnen und Besucher anlockte :-)
Leider konnte ich diesen "Schokolade-Bonus" nicht immer ausnutzen, denn ich war alleine am Stand und konnte immer nur mit einer Person aufs Mal sprechen. An einem anderen Stand hatte ich erlebt wie eine "Standhostesse" zwar mehrere Personen aufs Mal abfertigte - ich wollte gerade etwas über ihr Produkt fragen als sie sich mit "Excuse me one second" an den nächsten Besucher wandte "Do you have any questions about our products?". Für mich keine Option, ich empfand das als ziemlich unsympathisch und "rude".
Am gleichen Tag musste ich noch einen Vortrag über OLAT und eLML halten. Eine Stunde lang einen unbetreuten Stand. Janu, mein Nachbar hatte den Stand netterweise im Auge. Der Vortrag selbst war nicht schlecht besucht, allerdings war ich ziemlich überrascht als ich erfuhr, dass meine Session 75 Minuten dauert und nicht 15 oder 20 Minuten wie sonst üblich an Konferenzen. So hielt ich zuerst einen etwa halbstündigen Vortrag mit einer ausführlichen Demo und improvisierte anschliessend indem ich das Publikum aufforderte über ihren Einsatz von Open Source Tools in ihrer Organisation zu sprechen plus Vorteile und Risiken von Open Source Produkten zu diskutieren. Das ergab eine erstaunlich lebendige Diskussion und als ich nach knapp 60 Minuten die Session beendete war niemand sauer, dass es früher fertig war :-) Kein Wunder, nun war "Expo reception" Apero angesagt und es galt als erster an der Bar zu sein... Glücklicherweise war die Bar neben meinem Stand (mein Stand war grad beim Eingang!) was mir a) viele Kunden bescherte und b) einen leichten Zugang zu Whiskey-Cola ermöglichte :-) Photos von meiner Session vor dem Beginn:
Abends war wieder networking angesagt. Die Organisatoren hatten eine lustige Idee: An einer Pinwand konnte jeder der wollte ein Abendessen-Thema plus Ort vorschlagen und man konnte sich anschliessend wo man wollte. Ich endete mit ein paar "Higher Education" und "Open Source" Leuten in einem mexikanischen Restaurant, was ganz nett war.
Donnerstag war dann wieder "am Stand stehen" angesagt. Es lief nicht mehr ganz so viel wie am ersten Tag, aber das ist immer so an Messen. Zudem hat man dann mehr Zeit für einzelne Personen und lustigerweise kamen nun ein paar Leute vorbei weil sie am Mittagstisch, an einem Vortrag, bei einem Gespräch im Gang von OLAT gehört hätten und nun mal an den Stand kämen um die Software anzuschauen (und um Schweizer Schokolade zu nehmen :-)
Am Abend gabs dann ein sogenanntes Demofest an welchem ich OLAT vorstellten konnte. Ein Demofest ist normalerweise ein grosser Saal in welchem jedem Projekt ein Tisch zur Verfügung gestellt wird und die Idee ist, dass man nicht Produkte vorstellt (T-Shirts mit Logo sowie Flyer verteilen war verboten) sondern Forschungsprojekte, seine eigenen eLearning-Kurse, "Best Practices", Open Source Tools etc. Es war also nicht unbedingt der Sinn, dass jene Firmen die an der Expo einen Stand hatten ihre Produkte auch noch am Demofest vorstellten. Ich hatte mich trotzdem angemeldet und als universitäres Open Source Projekt schien das auch OK zu sein dort aufzutreten. Das Demofest war sehr gut besucht, nicht nur weil der Donnerstags-Apero daran gekoppelt war sondern auch weil die Leute wirklich interessiert waren an den Projekten. Nach 3h Demofest war ich dann praktisch heiser und froh, dass es vorbei war.
Am Abend wurde ich dann von einem unserer (wenigen) US-Usern in ein feines indisches Restaurant eingeladen. Wir hatten schon seit ein paar Monate Kontakt gehabt und da er gleich neben San Jose wohnt war es eine gute Gelegenheit sich mal zu treffen. Die Hoffnung wäre, dass er als kommerzieller Partner für uns in den USA OLAT-Services anbieten könnte. Jedenfalls hat er das für 2010 geplant und ich hoffe, dass das klappt.
Freitag war dann nochmals Konferenz angesagt und nach all den Events, Meetings und Gesprächen war ich dann ganz froh am Nachmittag den Flieger (nein leider nicht mehr Zug...) nach LAX nehmen zu können und auch die dritte und vorerst letzte Konferenz erfolgreich hinter mich gebracht zu haben. Von den Städten sah ich übrigens jeweils nicht viel, was ein bisschen schade ist. Sowohl in Vancouver als auch in San Jose ging ich genau einmal aus dem Hotel raus in die Stadt (an beiden Orten fand die Konferenz im Hotel statt). Schade eigentlich, aber janu...
Zurück in Topanga heisst es nun die Kontakte vertiefen, auf Emails reagieren, Konferenzgespräche und Skype-Meetings organisieren und meine Kollegen in der Schweiz mit Anfragen überhäufen und auf Trab halten in der Hoffnung, dass hinter all den grossen Sprüchen die die Leute hier üblicherweise schwingen auch ein paar Körnchen Wahrheit stecken. We will see... Die Weltherrschaft haben wir mit OLAT nicht geplant, aber ein paar neue User plus kommerzielle Partner in den USA zu haben wäre schon nicht schlecht. Und wo ginge das besser als in meinem Home-Office, dem schönsten Arbeitsplatz den ich je hatte (und vermutlich je haben werde... *sniff*):
2 Kommentare:
aha.. und ich habe mich schon gewundert was du da so machst und dann die ganzen reisen (bei LinkedIn steht das ja da). Ich finde die beschriebene Mischung aus Open Source Conf. und E-Leraning und soweiter gar nicht so schlecht. Das einzige was mich stoert an den Nord-Amerkia Konferenzen ist die Location, also die Hotels. Das ist irgendwie nen komisches Klima. Selbst Open Source Confs sind da in Hotels (hatte ich Calgary)... naja.. solange man nette leute kennenlernt...
gruesse aus C
stefan
PS: schade das du dir nicht Vancouver anschauen konntest. Wenn es da nicht so oft regnen wuerde wuerde ich wohl glatt hinziehen.
Zwei der drei Konferenzen waren in Hotels, nur jene in Berkeley war auf dem Campus. Leider nicht mitten im UC Campus sondern neben dran, in einem abgelegenen Campus. Das war eigentlich ärgerlicher als die Hotel-Konferenzen, weil man dann auf dem Campus feststeckte (Hotel war 20 min mit Bus entfernt). Insofern gefielen mir die Hotel-Konferenzen besser, über Mittag schnell in den Lift ein paar Stockwerke rauf und schon konnte man im Zimmer ein bisschen ausspannend... Aber die Konferenzräume sind in diesen Hotels natürlich schon anonymer und haben weniger flair...
In Vancouver hats bis auf den ersten Tag immer geschifft, fast geschneit sogar. Das war sehr "weired", denn ich war nachmittags noch in Santa Monica im Meer am baden und kam spät abends in Vancouver an wo's ca. 3 Grad oder so war... Aber ich würde gerne nochmals hingehen wenns wärmer ist und wenn ich mehr Zeit habe...
Liebe Grüsse nach Calgary.
Kommentar veröffentlichen