Montag, 25. August 2008

Ja wir sind zurück...

Die meisten wissens, doch hier nun noch "offiziell" in meinem Blog: Ja wir sind zurück in der Schweiz! Nach Peking (mein letzter Blog-Eintrag) gings zurück nach Shanghai wo wir vor allem shoppen gingen - sehr viele Noodle Soups :-) - und hohe Häuser anschauten (und auf eines rauf gingen - Josiah wollte die 400 Höhenmeter per Treppe gehen aber das ging nicht...).

Ja und heute Abend gibts dann China-Fotos bei mir zuhause, so ab 19 Uhr für alle die Zeit haben. 

Genau wie die Chinesen gestern die Olympische Flamme ausgelöscht haben werde ich nun hier offiziell den Blog vorerst auf Eis legen und bei einer allfälligen nächsten Reise wieder aktivieren. Danke fürs lesen, Kommentare weiterhin erwünscht :-)

Freitag, 8. August 2008

Mongolische Steppe und Nachtzug nach Peking

Hohhot ist die Hauptstadt der Provinz Innere Mongolei. Ziemlich verschlafen kamen wir da um 6 Uhr an und wurden gleich schon bestuermt eine Tour in die Mongolische Steppe zu buchen. Wir schlugen uns dann aber zum Taxi durch und fuhren ins einzige im Lonley Planet aufgelistete Hostel. Das "International Youth Hostel" war aber alles andere als was man sich so unter einem Hostel gewohnt ist: Es war ein potthaesslicher 20-stoeckiger Betonklotz mit unfreundlichem Personal, nach abgestandenem Rauch stinkenden Zimmern und weder Aufenthaltsraum noch Internet noch sonstwas. Wohl eine der unsympathischstens Unterkuenfte unserer Reise. Nichtsdestotrotz blieben wir mal dort weil wir bei dieser Hitze keine Lust hatten noch lange in der Statd rumzuirren und weil es eine Klimaanlage im Zimmer hatte.

Wie in den meisten Hotels hatte es auch hier ein kleines Reisebuero und so buchten wir gleich eine Steppentour fuer den naechsten Tag und die Weiterreise im Nachtzug nach Peking. Wir entschlossen uns zwei Fahrraeder zu mieten und die Hauptstadt strampelnd und schwitzend zu erkunden. Als wir losfuhren kamen uns seit langem wieder mal zwei Westler entgegen die vollbepackt mit Rucksaecken aufs "Hostel" zusteuerten (sonst waren wir im Ganzen Hotel wohl die einzigen "Bleichgesichter"). Und siehe da, Luzerner, das erste Mal das wir Schweizer treffen :-) Spaeter verbrachten wir dann den Abend zusammen und gingen essen. Josiah liess seinen rund 3 Wochen gestauten Schweizerdeutschen Redeschwall auf die armen beiden los doch auch ich freute mich mal wieder einfach nur schwatzen zu koennen, ohne Haende und Fuesste, ohne "Deutsch-Mandarin" Buch und ohne Simon oder Daniel anrufen und um Hilfe bitten zu muessen.

Den Tag in Hohhot verbrachten Josiah und ich groesstenteils in einem schoenen Park wo wir in der Wiese haengten, assen und spielten. Immer wieder kamen Buben auf uns die uns ansprachen, angelockt von dem blonden Bub der da in der Wiese sitzt. Das war recht lustig, denn die meisten Kinder lernen schon frueh in der Schule Englisch und wollen das dann ausprobieren. Josiah hat sich tiptop gehalten mit seinen Chinesischen Antworten und unser Deutsch-Mandarin-Buch kam rege zum Einsatz.

Tags darauf dann der Ausflug in die Mongolische Steppe nach Xilamuren mit schlafen in einer Jurte. Die Fahrt dorthin ist sehr schoen, raus aus der stinkigen Grossstadt, rein in die Berge und auf der anderen Seite dann die weite Grassteppe. Allerdings erwarten einen dort dann riesige Jurtendoerfer, angelegt fuer die Touristen. Teilweise sind es 30 Jurten, teilweise 100, alle mit einem Shop und mit Strom etc. Nebst uns und den beiden Luzernern war noch eine Amerikanerin in unserer Gruppe, die restlichen ca. 100 Personen in unserem Jurtendorf waren Chinesen. Wir hatten aber fuer uns einen Guide die Englisch konnte und uns die wichtigsten Sachen erklaerte was ganz nett war. Nach Ankunft war dann ein Ritt durch die Steppe angesagt, Mongolische Reitshow, Essen und spaeter am Abend Musik und Tanz. Alles ganz nett aber sehr sehr inszeniert und touristisch. Nicht vergleichbar mit bsp. unser Nacht auf einer Insel am Titicacasee wo man als Tourist in ein Haus einer Familie gebracht wurde und dort einen Tag und eine Nacht verbracht (ein paar von Euch haben das ja auch gemacht und kennen das). Hier in China ist Massenabfertigung angesagt. Aber Josiah gefiels, als Auslaender wurden wir am Abend beim Folkloreprogramm natuerlich ausgewaehlt um die Taenze nachzumachen und alle hatten grossen Spass an uns. Ich persoenlich haette diesen Ausflug auch streichen koennen :-)

Umso mehr weil ich dann in der Nacht zum ersten Mal Durchfall hatte. Am Morgen fuehlte ich mich gar nicht gut und obwohl wir eigentlich zwei Naechte bleiben wollten und noch ein bisschen alleine in der Steppe wandern entschlossen wir uns mit den anderen zurueck nach Hohhot zu gehen. Mich schlecht fuehlend hatte ich null Bock in dieses Scheiss-Hostel zurueckzugehen und dort auf den Nachtzug am folgenden Abend zu warten. Josiah ueberredete mich zu einem Luxushotel und so stiegen wir (fuer nur 80 Euro!) in Hohhot nobelstem 5 Sternehotel "Inner Mongolia" unter und verliessen von morgens um 10 Uhr bis am folgenden Tag um 12 Uhr das Hotel nicht: Swimmingpool, Tischtennis, Room Service, Flachbildschirm mit BBC (endlich kein CCTV9 mehr!!!) etc. Kurzum, am naechsten Tag war ich geheilt und erholt und nach ein paar buddistischen Tempeln und Pagodas am Nachmittag erwartete und der Nachtzug nach Peking.

Diesmal hatten wir einen Zug ohne Halt bis Peking und das war super. Abends um 10 Uhr wurde das Licht geloescht und die ganze Nacht konnte man ruhig schlafen, keine Stopps, keine Leute die Ein- oder Ausstiegen, es war wirklich tiptop. Josiah hatte einen schnarchenden Nachbarn und war nicht ganz so zufrieden, ich hingegen lag ganz unten und war sehr zufrieden. Angekommen in Peking, gings dann per Taxi ins Hotel "Red Wall", ganz im Zentrum, gleich neben der Verbotenen Stadt. Doch darueber mehr im naechsten Blog.

Freitag, 1. August 2008

Pandas in Chengdu, Sonnenfinsternis in der Wueste Ningxias

Wir schafften es irgendwie sitzend im Nachtzug nach Chengdu und kamen erschoepft in Hollys Hostel an. Zuerst also ein paar Stunden schlafen bevor wir uns auf Velos schwangen und die Stadt per Bike erkundeten. Ich hatte auf meinem GPS zwei Geocaches von Chengdu drauf uns so machten wir uns per GPS auf die Suche nach diesen beiden Verstecken, blieben aber erfolglos weil scheinbar jemand die Caches schon weggenommen hatte.

Tags darauf dann der Grund warum wir nach Chengdu gekommen sind: das Panda Breeding Center, zu Deutsch das "Panda Bruete Zentrum" :-) Die putzigen Tierchen kommen ja nur in China vor und je nach Quelle gibt es zwischen 1000 bis 1500 Exemplare die noch in freier Wildbahn leben. Der Schutz der Pandas ist den Chinesen heilig, das zeigt alleine schon die Tatsache, dass Wilderei mit bis zur Todesstrafe geahndet wird. Ich dachte also, dass diese Zentrum die Pandas "bruetet" um sie dann wieder auszusetzen. Wie ich aber gehoert habe wurden bisher erst ganz wenige dieser rund 70 im Zentrum lebenden Tiere in die freie Wildbahn ausgesetzt. Das Zentrum ist deshalb mehr eine Art grosser Zoo mit Forschungszentrum und die "ausgebrueteten" Pandas werden teilweise auch andere Zoos oder Laender verkauft oder verschenkt. Das hinterlaesst ein bisschen einen bitteren Nachgeschmack.

Nichtsdestotrotz war es natuerlich herzig die Tierchen in Aktion zu sehen. Wir kamen frueh und haben die Fuetterung miterlebt (scheinbar schlafen die Tiere den Rest des Tages irgendwo im Gehege) und wir hatten das Glueck einen kleinen Panda der gerade mal zwei oder drei Tage alt war live zu sehen. Das war natuerlich sehr sehr herzig. Ein Polizist schaute, dass niemand Photos macht, denn das Bild des kleinen Pandas schmueckte tags darauf die Titelseiten der Zeitungen und vermutlich wollten sie nicht, dass irgendwer vorher schon Photos hatte... Und natuerlich hab ich trotzdem gefilmt bis ich einen Rueffel erhielt, tsts, aber es hat sich gelohnt, das 10cm grosse Tierchen ist extrem putzig!!!

Nach drei Tagen verliessen wir die grosse Stadt Chengdu wieder um in die scheinbar "untouristischste" Provinz Chinas zu fliegen. Wir flogen nach Ningxia in die Hauptstadt Yinchuan. Der Grund warum wir dort hin wollten (bzw. ich wollte... Josiah hatte nicht viel zu sagen, hatte ja den Flug schon gebucht :-) war, dass dort die Sonnenfinsternis vom 1. August zu sehen war. In Yinchuan waren wir dann wirklich die einzigen Westler, jedenfalls sahen wir weit und breit kein Bleichgesicht und alles war nur noch Chinesisch angeschrieben. Doch hilfsbereit wie die Chinesen sind schafften wir es relativ problemlos vom Flughafen in die Stadt, von dort zur Bushaltestelle und erhielten dort auch das richtige Busticket nach Zhongwei. Diese 3h entfernte Kleinstadt liegt fast in der Wueste und liegt im Kernschatten der Sonnenfinsternis.

Da ich dachte es waere hier aehnlich wie bei der Sonnenfinsternis in Europa vor rund 8 Jahren, naemlich ueberall Leute, alles ueberfuellt, Hotels ausgebucht etc. hatte Daniel fuer uns schon mal ein Hotel gebucht. Der Taxifahrer dem ich die Adresse zeigte sprach auf uns ein an der Busstation von Zhongwei und ich verstand nicht so das Problem liegt. Irgendwann fuhr er dann trotzdem los und als wir am richtigen Ort ankamen (im Lonley Planet sind zum Glueck immer Strassenkarten der Staedte drin sodass man sich immer zurecht findet) sah ich eine grosse Baustelle... Da muss wohl was bei der Reservation schiefgelaufen sein. Jedenfalls fuhr er uns prompt in ein anderes Hotel wo wir dann zwei Tage untergebracht waren. Es war so eine Art Business-Hotel, steril und anonym dafuer billig (18 Euros) und sicher mit dem besten Preis-Leistungsverhaeltnis: Grosses Zimmer mit zwei grossen Betten, Flachbildschirm-TV, Internet im Zimmer, Minibar, grosses Bad etc. Doch auch hier sprach niemand Englisch und irgendwann rief ich meinen Chinesischen Kollegen Simon an, erklaerte ihm was ich Fragen wollte und reichte der Frau an der Reception das Telefon rueber. So wars dann einfach :-)

Eigentlich planten wir eine zweitaegige Wuestentour mit schlafen im Zelt doch als wir am ersten Morgen aufwachten Regnete es in stroemen. IN STROEMEN. Und das in der Wueste!! So richtig Wueste, mit grossen Sanduenen und so... Ist nicht sozusagen die Definition einer Sandwueste, dass es dort trocken ist??? Naja, pech gehabt. Wir verhaengten so zwei Tage auf die Sonnenfinsternis wartend in Zhongwei. Und egal wo wir waren, ob wir irgendwo assen, im Markt Billiard spielten oder auf dem Hauptplatz Schach spielten, fast immer waren wir von Chinesen umringt: Hello, hello, how are you. Und das war dann auch schon der gesamte Englisch-Wortschatz *grins* Lustig wars trotzdem. Und wir besuchten mal noch den Gao Miao Tempel in Zhongwei der mit einem Keller aufwartet der zu einer Art Buddismus-Geisterbahn umgebaut wurde. Aber da muss man fast das Video sehen, denn das war zu skurril um beschrieben zu werden.

Am 1. August, dem Tag der Sonnenfinsternis, reisten wir ins 20 Minuten entfernte Wuesten-Disneyland Shapotou. Dort kann man mit Gefaehrten mit 2, 3, 4, 6 und ca. 20 Raedern durch die Wueste donnern, auf Seilwinden 100 von einer Sanduene ueber den Gelben Fluss (der fliesst dort durch) rueberschwingen, Bungee-jumpen, Sanduenen auf Schlitten runterrutschen etc. Das eine oder andere haben wir auch gemacht obwohl ich mich extrem genervt habe ueber diesen Ort. Wir sind dann aber rund 2h in die Wueste gelaufen (dank GPS kein Problem und sowieso sah man die Berge immer im Hintergrund und konnte sich trotz dem vielen Sand gut orientieren) und ich wollte dort die Sonnenfinsternis sehen. Aber eben, das Wetter war noch immer maessig gut. Am Mittag drueckte zwar die Sonne durch aber schwarze Wolken bahnten sich gegen Abend an. So gingen wir gegen Abend wieder ein bisschen zurueck und auf halber Strecke trafen wir ein Englisches Paerchen die ebenfalls auf die Sonnenfinster warteten. Praktisch die ersten Weissen die wir sahen und mit Sicherheit die ersten die wie wir wegen der Sonnenfinsternis hier warten. So harrten wir zusammen aus bis 18:19 Uhr nur um dann festzustellen, dass mir bei der Umrechnung von GMT auf Chinesische Zeit ein Fehler unterlaufen war. Die Sonnenfinsternis fand erst eine Stunde spaeter statt!

Man muss dazu anfuegen, dass ich nirgends etwas zur Sonnenfinsternis in den Chinesischen Medien gefunden habe, weder in Englischen Zeitungen noch im TV (den wir im Hotel in Zhongwei intenstiv genutzt hatten...). Das schien hier kein Thema zu sein. Auch habe ich nirgends diese dunklen Sonnebrillen gefunden, die aus Papier die man bei uns damals nachgeschmissen bekam, die in jedem Heft eingeklebt waren... Hier nix... Wir wussten nicht mal ob die Menschen wussten, dass es hier eine Sonnenfinsternis geben wird.

Da es um diese Zeit schon bald eindunkelt und da Josiah schon hungrig war entschloss ich mich den Rueckweg anzutreten. Wir liefen wieder zurueck und nach einer Stunden - als die Sonnenfinsternis wirklich stattfand - waren wir wieder in diesem Wuesten-Disneyland doch nun war schon Feierabend und wir waren praktisch alleine. Wir kletterten auf einen Aussichtsturm und warteten. Da der Himmel bedeckt war erwartete ich nicht so viel, doch schwer getaeuscht. Innert zwei, drei Minuten wurde es stockdunkel, viel dunkler als damals vor 8 Jahren bei Paris wo wir die Sonnenfinsternis klar sehen konnten. Ein paar Leute schrien umher, Lichter gingen in den entferten Staedten an (von unserem Ort hatten wir eine super weitsicht) und Josiah war tief beeindruckt. Noch beeindruckender war dann wie schnell es wieder extrem hell wurde. Und das um abends schon um halb 8, wo wir doch vorher noch gedacht hatten, dass es vielleicht schon zu fest am eindunkeln sei um noch was zu sehen... Es hat sich jedenfalls voll und ganz gelohnt dorthin zu fahren!

Zurueck im Hotel trafen wir dann noch ein US-Paerchen die auch wegen der Sonnenfinsternis hier waren und assen zusammen im ausgetorbenen Shapotou (das Kaff lebt nur tagsueber) Znacht.

Am naechsten Tag dann noch ein paar Sand-Attraktionen und zurueck nach Zhongwei wo um 16 Uhr unser Nachtzug in die Innere Mongolei bzw. dessen Hauptstadt Hohhot fuhr. Diesmal mit Schlafplaetzen und es war super. Man konnte liegen, lesen, spielen und aus dem Fenster schauen wo man zuerst Sandduenen sah und spaeter die Mongolische Steppe. Ich liebe zugfahren!!! Das war doch was anderes als die Nacht auf einem Sitz zu verbringen! Geschlafen habe ich trotzdem nicht so viel aber egal...

So, nun muessen wir los. Wir sind hier in einem gigantischen Internet-Cafe in Hohhot mit sicher 100 Computern und warten auf unseren Nachtzug nach Peking der in 2h faehrt. Diese Internet-Cafes werden von den Kids hier rege besucht, vor allem fuer Gamen, Chatten aber auch Porno etc. Web und Email hingegen ist glaubs ein Fremdwort, da sind wir immer die einzigen die das nutzen. Die Amis die wir in Hohhot getroffen haben erzaehlten uns, dass ihr Zug um 3 Uhr nachts in Zhongwei ankamen und sie in ein Internet-Cafe gingen um die Zeit totzuschlagen. Und scheinbar war das Cafe fast voll, mit Gamern etc. und das unter der Woche... Recht schraeg!

Anyway, ueber Hohhot und unseren Ausflug in die mongolische Steppe mit schlafen in einer Touri-Jurte und in einem Luxushotel erzaehle ich das naechste Mal. Ich freue mich auf die naechste Zugfahrt und bin gespannt auf Peking wo scheinbar der Trubel schon losgeht.